Einreise nach Russland

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17.Februar 2020

Heute reisen wir nach Russland ein. Zwei Tage sind wir, begleitet von viel Regen, der gelegentlich auch mal in Schnee überging, Richtung Norden gefahren. Am Abend gab es noch ein BBQ und heute morgen gegen 8:30 Uhr gemeinsamer Aufbruch zur rund 100 km entfernten russischen Grenze. Wir verlieren hinten rechts Luft aus dem Reifen. Bevor wir starten pumpt Herbert nochmal auf.

Tief Sabine hat sich zu einem „Sabinchen“ entwickelt und treibt viel zu warme Luft in den Norden. Eigentlich liegt hier reichlich Schnee, doch es taut, regnet und stürmt. Gegen Morgen dann überall erst einmal eine fette Eisschicht auf allen Straßen. Ich meine so richtig und nicht das, was wir von Zuhause aus kennen. Doch die Straßen sind hier schnurgerade und so wenig befahren, dass man auch auf Eis mit Tempo 60 fahren kann. Die Finnen fahren alle mit Spikes, das wäre jetzt ein Segen. Uns bleibt nur vorausschauendes vorsichtiges Fahren für die nächsten zwei Stunden.

Gegen 11 Uhr haben wir mit dem Grenzprozedere begonnen. Ich bin nervös. Ich bin den ganzen Morgen schon nervös. Was werden sie uns von den Lebensmitteln lassen, wird es Probleme wegen des vielen Hundefutters geben oder wegen unserer umfangreichen Bordapotheke? Werden sie die Drohne finden, auch wenn es nur eine Minidrohne ist, wir wären wenig begeistert, sie abgeben zu müssen. Was genau erlaubt ist und was nicht, ist uns nicht völlig klar. Was vor ein paar Wochen noch locker gehandhabt wurde, kann heute schon ganz anders zu verstehen sein. In solchen Momenten sind wir Touristen Spielball der politischen Stimmungen und ganz oft handelt es sich um Retourkutschen für deutsche Auflagen. Uns hilft hier nur Ruhe und Geduld.

Insgesamt sind wir acht Fahrzeuge und sie fertigen uns in zwei Gruppen a vier Wohnmobile ab. Neben Pässen, Visa und Papieren werden die Fahrzeuge gründlich angesehen. Wir können es nur bei der Abfertigung der PKW in der Reihe neben uns erkennen. Mit kleinen Spiegeln werden die Hohlräume überprüft, ein Schäferhund inspiziert die Autos von außen und ein kleiner Terrier geht sowohl in die Autos als auch an die Taschen.

Wir fahren vor, sollen dicht an dicht auffahren und mit unseren Dokumenten ins Gebäude kommen. Erst werden die Fahrer geprüft, da sie mit den Kfz-Papieren anschließend zum Zoll müssen. Die Zolldeklaration haben wir bereits im Vorfeld ausgefüllt. Unsere Deklaration stellt sich als verkehrt heraus, Paula ist auf Herberts Formular aufgeführt, in ihrem Impfpass stehe ich jedoch als Halterin drin. Geht gar nicht. Der Vordruck muss neu ausgefüllt werden, doppelt natürlich. Ich bin einfach noch nicht fit, stehe nervös neben mir, bin langsam, irgendwie zeitverzögert. Einer der Guides füllt meine Formulare aus, ich bin ihm zu langsam.

Während wir so im Zollbereich warten schauen wir zu, wie der kleine Hund bei ein paar Russen fündig wird. Er ist auf Medikamente abgerichtet und kratzt an einem Rucksack und einem Koffer wie ein kleiner Irrwisch und siehe da, es kommen Pillendöschen zum Vorschein. Meiner Nervosität ist das weniger zuträglich, da wir eine Box mit Medikamenten zum Zeigen fertig gemacht hatten und ein, die eben besser weiter unten im Verborgenen bleibt. Nichts für meine Nerven.

Die Überprüfung von Paulas Papieren zieht sich, wobei der Hund selber keines Blickes gewürdigt wird. Irgendwann ist sie schon mal fertig: Dogpassport ist ok. Unsere Papiere sind ebenfalls in Ordnung. Dann geht es zum Fahrzeug. Zwei sehr freundliche Frauen inspizieren das Womo. Wir müssen draußen wie drinnen jede Tür öffnen. Hier und da wird mit der Taschenlampe näher untersucht, Kleidung und Matratzen angehoben.  Es ist zu spüren, dass es den Damen fast unangenehm ist, doch es ist ihre Pflicht, was sollen sie anderes tun. Mit Erleichterung habe ich zwischenzeitlich wahrgenommen, dass der kleine Terrier müde vom Erfolg ist und mit seinem Frauchen Feierabend oder doch zumindest Mittagspause macht.

Die Uhr haben wir wieder um eine Stunde vorgestellt und gegen 16:30 Uhr ist es geschafft, inzwischen sind wir der Heimat zwei Stunden voraus. Drei der vier Autos dürfen den Zollbereich verlassen, einer muss noch bleiben. Er hat Krügerrand als Währungsmittel deklariert, was nicht gerade täglich hier vorkommt und so müssen die freundlichen Damen vom Zoll nach einer Lösung suchen, damit umzugehen.

Die restliche Etappe besteht nur noch aus rund 30 Kilometern auf russischer Seite bis in die nächst größere Stadt Kostomuksha. Herbert pumpt noch einmal Luft auf den hinteren Reifen, doch der Druck entweicht kontinuierlich, wir brauchen eine Werkstatt. In Kostomuksha suchen wir uns einen Supermarkt, bezahlen mit Karte und erkundigen uns nach einer Bank. Weiter geht es zur Werkstatt, ein entsprechendes Schild war mir gleich am Ortseingang aufgefallen. Sie ist noch geöffnet und mittels Zeichensprache und google-Übersetzer kommen wir schnell zum Punkt. Die Begeisterung für den neuen Auftrag ebbt ab, als klar ist, dass wir mit unserem Fahrzeug nicht in die beheizte Halle fahren können und sich die Arbeit im Nasskalten abspielen wird. Dem Wunsch nach einer kleinen Schlossbesichtigung kommen wir gerne nach und schon geht es ran ans Werk. Reifen runter und ab in die Werkstatt. Ich bespaße derweil Paula auf dem Hof.

Ok, doch nicht alles so easy-peasy wie gedacht, nicht der Reifen ist defekt, sondern die Felge ist gerissen. Eine Reparatur heute nicht mehr möglich, da die Felge morgen erst geschweißt werden muss. Das heißt leider Reserverad abbauen und montieren und weder der Techniker noch Herbert ist begeistert, weil das eine ziemlich blöde Angelegenheit ist erst Recht auf vereistem, nassen Untergrund. Doch ich bin irgendwie immer wieder überrascht, was alles so ohne Sprache geht. Gemeinsam schrauben der Techniker und Herbert, ein jeder textet den anderen in seiner Sprache zu, irgendwie funktioniert es und wir rollen wieder vom Hof, nicht ohne uns für den nächsten Tag gegen 14 Uhr zu verabreden.

Die Felge ist am nächsten Tag geschweißt und der Reifen aufgezogen. In Deutschland hätte und das niemand repariert, wir hätten eine neue kaufen müssen. Nun noch wieder unters Fahrzeug montieren und wir sind für rund 43 € wieder vollständig und können die nächste Etappe in Angriff nehmen.