Karelien

IMG_1368.JPG

Von Kostomuksha geht es in einer zähen Etappe ca. 240 Kilometer Richtung Osten. Der Verkehr ist überschaubar, jedoch steht das Wasser in gigantischen Pfützen auf der Straße und wird vom Gegenverkehr in einer riesigen Welle auf die Frontscheibe gespritzt, so das wir kurzfristig im Dunkeln stehen. Die letzten fünf Kilometer des Tages fahren wir dann auf schmalem, vereisten Waldweg bis zu einer einsamen Ferienhaussiedlung. Herrliche Ruhe macht sich breit, so gefällt es uns. Es gibt kein Abendprogramm, sondern Entspannung ist angesagt. Herbert und ich machen noch eine kleine Abendrunde, vergessen jedoch eine Taschenlampe und so traue ich mich nicht allzu fern von unseren Fahrzeugen.

Tags drauf besteht die Etappe aus nur gut 100 Kilometern, die es jedoch in sich haben. Geschlagene fünf Stunden muss Herbert sich auf die vereiste Piste konzentrieren. Eis oder tiefer Sulz, der lenken fast unmöglich macht, erfordern volle Konzentration. Vandai heißt unser Ziel. Es handelt sich um ein kleines karelisches Dorf direkt an einem riesigen See. Wir stehen auf einer Halbinsel in einem Naturschutzpark. Das Büro der Parkranger dient uns als gemeinsamer Aufenthaltsraum.

Auch der See beginnt zu schmelzen, dennoch können wir unproblematisch darauf umherspazieren und machen am nächsten Tag einen ausgiebigen Spaziergang am Ufer entlang aber auch quer den See hin zu einer Insel. Ein freier Tag steht an und ist nach den letzten Fahretappen auch irgendwie angesagt.

IMG_1519.JPG

Vormittags bekommen wir eine kleine Einführung ins Eisfischen. Mit einem Bohrer bohren wir uns ein ca. 10/15 cm breites Loch in das ca. 60 cm dicke Eis. Der Köder kommt an den Haken und nun wird die Angelschnur bis zum Grund ins Wasser gelassen, für ca. 10 cm wieder angehoben und mit ganz leichter Bewegung der Wurm kurz oberhalb des Grundes zum Zappeln gebracht. Geduldig stehen wir an unseren Löchern bis wir kalte Füße bekommen. Die Einheimischen fahren mit Ihren Motorschlitten weit auf den See hinaus und stehen nicht wie wir quatschend in einer Horde auf dem Eis. Für unser Abendessen haben zum Glück andere gesorgt, es gibt Fischsuppe vom Lagerfeuer und gegrillten Fisch und Brot. Rustikal, einfach doch es schmeckt. Dazu gibt es Tee und Wodka und russische Liköre. Wir probieren uns durch. Kostya und unser russischer Guide Peter erzählen in großer Runde regelmäßig über Russland, seine Bräuche, Menschen und die Politik. Solche Abende sind ein Highlight dieser geführten Touren: entspannt, unterhaltsam, informativ und nicht zuletzt lernt man ein wenig seine Mitreisenden kennen.