Unsere Higlights von Helsinki: Mittags haben wir die Rock-Church besichtigt und am Abend ging es in die wohl ungewöhnlichste Sauna Helsinkis. Danach war ich für drei Tage komplett aus dem Verkehr gezogen und wir haben auf weitere Stadterkundungen leider verzichten müssen. Übermut tut halt selten gut ;-)
Die Rock-Church hat uns sehr beeindruckt. Erbaut in den 60er Jahren in einen Felsen hinein, mit einem Dach aus einer Kupferspirale (22km lang) und Glas. Das Ungewöhnliche war die warme, entspannte Atmosphäre. Gleich beim Betreten ist mir das angenehm warme Klima positiv aufgefallen. Das Glasdach wird beheizt, damit ggf. der Schnee sofort schmilzt. Tauwasser oder Regen laufen durch das Gestein auch im Inneren der Kirche an den Felswänden entlang und werden in einer ringsherum verbauten Rinne aufgefangen und abgeleitet. Es gibt keine Kirchglocke, doch eine eigens komponierte Musik wird im Hintergrund leise abgespielt. Zu gerne hätte ich ein Konzert hier drinnen gehört, das muss wunderschön sein.
Das zweite Highlight des Tages war der spontane Saunabesuch. Angeblich soll es in Finnland fast so viele Saunen wie Einwohner geben. Es gibt zahlreiche öffentliche Saunen doch die wohl ungewöhnlichste Sauna steht hier mitten in der Stadt an der Spitze einer kleinen Landzunge. Die Landzunge ist ca. ein Kilometer lang und im Grunde eine einzige Großbaustelle. Hier entstehen massenhaft Wohnungen. Die Hälfte des Gebiets ist bereits zugebaut, der hintere Bereich wartet noch darauf bebaut zu werden. Hier haben vor ein paar Jahren Finnen in Eigenregie drei Holzsaunen aufgebaut. Hier gibt es keinen Strom und kein fließend Wasser, sondern nur drei Holzhütten, einen Schuppen für Brennholz, eine Überdachung mit ein paar Sitzbänken und eine Treppe, die ins Meer führt. Das Gelände ist für jedermann kostenlos und rundum die Uhr frei zugänglich. Es gibt keine Aufsicht und kein Personal. Für das Anheizen der Öfen ist derjenige zuständig, der in die Sauna gehen will. Holz liegt bereit, ebenso Süßwasser in Kanistern für den Aufguss.
Wir parken direkt davor (hier hinten ist das Parken wieder kostenlos) allerdings stellen wir uns gut in den Wind, denn es stürmt hier ganz schön. Es ist bereits dunkel und wir steuern auf die Leute zu, die schon fleißig am schwitzen sind. Noch sind wir eingemummelt und lassen uns von einem hilfsbereiten Finnen erklären, wie es hier so abläuft. Ich frage mich, ob uns auf den letzten Metern der Mut verlässt. Aber nein, raus aus den Klamotten, Handtuch um, Badelatschen an und los geht es. Etwas Überwindung kostet es schon. Inzwischen sind die Saunen gut besucht. Wegen des mäßigen Wetters seien nur zwei eingeheizt. Ob wir es eher heiß oder weniger heiß wollten. Nun wir entscheiden uns für die mäßiger heiße Variante. Es ist dunkel. Vorsichtig machen wir eine der Türen auf und huschen hinein. Meine Brille beschlägt erst einmal und ich bin blind. Es ist rappelvoll und wir bleiben einen Moment stehen. Licht gibt es keins, nur das Feuer vom Ofen erleuchtet den Raum spärlich. Doch Rückzug kommt nicht in Frage, alle rutschen noch ein wenig zusammen und so entsteht für jeden von uns eine Lücke zum Sitzen. Berührungsängste wären hier jetzt gerade mal ziemlich fehl am Platz. Augen zu und durch. Alle reden gedämpft miteinander und da man schnell merkt, dass wir nicht von hier sind, werden wir umgehend dezent interviewt. Woher des Weges, wie lange hier und wie macht man in Deutschland Sauna? Auch hier wieder: Welcome to Helsinki!
Nach zwei Durchgängen war dann doch Schluss für uns. Die Abkühlung im Meer eine Herausforderung aber nach dem zweiten Mal wurde der Körper noch zusätzlich von windgepeitschten Regentropfen massiert und es gibt keine Möglichkeit, sich dem zu entziehen. Wow, das hat Spaß gemacht.
Ok, das Erwachen hatte ich dann am nächsten Morgen. Irgendwie fühlte sich alles nicht richtig gut an. Ganz nach Plan sind wir noch in einen Waschsalon gefahren, um eine der vermutlich vorerst letzten Möglichkeiten zum Waschen zu nutzen. Aber ab mittags habe ich mich mit Fieber für die nächsten zwei Tage danieder gelegt. Am dritten Tag war ich dann doch recht verunsichert und habe das finnische Gesundheitswesen getestet. Schließlich sollte am nächsten Tag die geführte Reise in den Norden starten.
Inzwischen geht es mir wieder sehr viel besser. Das Gesundheitswesen hier hat mich beeindruckt. Wenn man einen Arzt sucht findet man ihn in erster Linie in Einkaufszentren (zumindest hier im Stadtbereich Helsinkis). Zentral gelegen, Parkplätze und mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen. Öffnungszeiten variieren bei den Zentren zwischen 8 und 21 Uhr, manche haben auch Samstags geöffnet. Ich bin Freitagmittag gegen 12.30 Uhr vorstellig geworden und bekam als entschuldigende Antwort zu hören, es sei leider nur ein Arzt da und man könne mir erst für 13:45 Uhr einen Termin geben. Ok, ich war ein erstes Mal verblüfft. Ich bin zurück ins Womo und Herbert hat uns eine Pizza zum Mittag aus dem Einkaufszentrum geholt.
Pünktlich zurück, sollte ich vor Raum 307 Platz nehmen und keine drei Minuten später kam die Ärztin raus und rief mich zu sich. Wow-effekt der Zweite. Es folgt eine Untersuchung, Abhorchen ein Gespräch und die Frage ob ich eine Versicherung hätte, da sie gerne noch Laborwerte hätte. Oh je. Versicherung ist ja nicht das Problem aber ich kann nicht nächste Woche wieder kommen um Blutwerte abzugeben.... es folgte meine dritte Überraschung: die Ergebnisse würde in 15 Minuten vorliegen! Super, damit habe ich nicht gerechnet, also gleich ran ans Blut. Ich bekomme einen Laufzettel und sie begleitet mich drei Türen weiter in den Laborbereich, zieht für mich eine Nummer, ich bin die nächste, und meint ich solle anschließend wieder vor ihrer Tür Platz nehmen.
Nach knapp einer Stunde war ich wieder zurück im Wohnmobil. Zwar um 200 € leichter aber auch erleichtert um die Sorge, ob ich mir etwas ernsteres zugezogen haben könnte. Keine Lugenentzündung, kein Influenza A oder B, von Corona redet hier zum Glück niemand (oder besser wir verstehen es nicht), einfach nur eine fetter grippaler Infekt, der von alleine weggeht. Und das medizinische Zentrum tiptop, super freundlich und megageduldig mit mir als Ausländerin.