Zwischen Lagerfeuer und Pinega

IMG_2140.JPG

Zwischen unserem Walparkplatz mit Lagerfeuer und Pinega liegt ein russlandweit sehr geachtetes Museumsdorf und rund 70 Kilometer weiter gibt es sehenswerte Höhlen in einem Karstgebiet.

 Zuerst besichtigen wir das Museumsdorf. Leider sind Hunde verboten. Es ist ein großes Areal auf dem man aus verschiedenen Regionen Nordrusslands typische Häuser und Kirchen abgebaut und als Museumsdorf wieder aufgebaut hat. Mitten im Wald stehen verstreut jeweils ganze Siedlungen. Heut ist Fasching in Russland, doch der geht an uns vorbei. Hier verkleidet sich niemand. Das Besondere ist eher, dass es überall Pfannkuchen gibt aber die gibt es ja eigentlich hier eh immer und überall zu essen. Zwei Stunden lassen wir uns durch den wirklich schönen Park treiben, bevor es weiter geht zu den Höhlen.

Die Straße schlängelt sich entlang dem Flüsschen Pinega. In der Nacht zuvor hatte es erneut geschneit, alles sieht wie verzaubert aus. Wind treibt den Schnee zu kleinen Schneewehen auf die vereisten Wege. Wenn ich hier von „Flüsschen“ schreibe, dann sind das für deutsche Verhältnisse ausgewachsene breite Ströme. Für russische Verhältnisse ist es eher nur ein kleines Flüsschen. Von Ufer zu Ufer dürften es so 100 bis 150 Meter sein.

Wir treffen uns auf einem kleinen Waldparkplatz, spielen Tetris mit unseren Wohnmobilen und werden von einem Ranger des Nationalparks mit Tee und Gebäck begrüßt. Leider sind Hunde wieder nicht willkommen. Es ist ein Naturschutzgebiet und an der Leine hätte meines Erachtens gehen sollen aber der Chef sagt nein. Später erklärt er Hunde zu Waffen und deshalb seien sie hier nicht erwünscht. Nun gut, ich stelle mir Lotta vor ... sieht so eine Waffe aus ???  

Knapp zwei Stunden wandern wir im Gänsemarsch durch Fichten mit Zuckerguss. Die Höhlen sind interessant und verändern sich von Jahr zu Jahr. Im Grunde ist es ein Tal mit einem wirklich kleinen Flüsschen (jetzt also wirklich klein) auf dessen Eis wir laufen. Rechts und links geht es steil hinauf und in den Wänden des Karstgesteins sind verstreut jede Menge Höhlen. Es kommt auf den Wasserstand an, welche Höhlen zu besichtigen sind und welche nicht. Das variiert je nach Sommer und Regenmenge von Jahr zu Jahr. Die Höhlen selber stehen unter Wasser und auf dem gefrorenen klaren Eis krabbeln wir teils auf allen vieren herum und bewundern riesige Eiszapfen, die der Winter geschaffen hat.

Zurück auf unserem Parkplatz geht es weiter zu unserem nächsten Übernachtungsplatz, einem Hotelparkplatz. Doch bevor wir starten gibt uns unser Ranger noch eine Warnung mit auf den Weg. Die nächsten 30 Kilometer seien aufgrund der Karstlandschaft sehr kurvig und mit Steigungen und Gefälle versehen. Gepaart mit den vereisten Straßen bitte er uns um besondere Vorsicht und langsame Fahrweise.

Nun, die russischen Autofahrer sind mir eh immer alle zu schnell. Ich würde im Schneckentempo fahren und nie irgendwo ankommen und Herbert wählt von beidem die goldene Mitte. Doch heute bin ich gewarnt und fühle mich in meinem Bremserdasein bestätigt. Tatsächlich geht es rauf und runter nicht ohne gleich wieder in eine scharfe Kurve zu münden. Herbert fährt mir zuliebe langsam. Wir kommen über eine Kuppe mit Kurve und schwupp hat es einen der Unsrigen erwischt. Es geht steil herab und mit Mühe können wir ohne Notbremsung in den Schnee unser Fahrzeug zum Stehen bringen. Wir stehen direkt hinter einer Kuppe. Ich schlüpfe schnell in meine Stiefel, springe in den hohen Schnee, um den Nachfolgenden Fahrer, es ist nämlich das schwerste Fahrzeug unserer Gruppe, zu warnen. Er kann seine 15 bis 20 Tonnen auf der Kuppe zum Stehen bringen und so den nachfolgenden Verkehr ausbremsen. Selbst als unser Bergefahrzeug von hinten langsam angerollt kommt, ist er nicht in der Lage sein Fahrzeug oberhalb des zu Bergenden zum Stehen zu bringen, so sehr bringt ihn allein die Masse zum Rutschen. Es hätte auch nichts gebracht, da er den LKW auf dem Eis nicht hätte bergauf ziehen können.

Jetzt werden die baumelnden Lampen und Blinker am LKW mit Kabelbindern gesichert und die Abschleppseile montiert. Die Straße in beiden Richtungen abgesperrt, wird das Heck des LKW quer über das Eis gezogen und so der Wagen auf die Straße gebracht. Alles geht recht ruck zuck, nicht zuletzt, weil wir auf den letzten Kilometern quasi alle hintereinander gefahren sind und einander so gut helfen konnten. Auf geht’s die letztenHügel sind wir gewarnt und stehen irgendwann heile auf dem Hotelparkplatz, wo wir uns beim Rangieren festfahren. Da wir aber halbwegs gerade stehen ist uns das auch egal und wir bleiben für die nächsten zwei Nächte mit herrlichem Blick auf den zugefrorenen Fluss Pinega schlicht stehen.

IMG_2379.JPG