Es geht weiter Richtung Sankt Petersburg, zwei Etappen noch. Für uns heißt dass erst einmal rund 40 Kilometer auf der Hoppelpiste von vorgestern fahren. Da es in den letzten Tagen hier taut haben wir Bedenken, dass die riesigen Matschlöcher noch größer geworden sind. Doch zu unserer großen Überraschung war die Strecke ziemlich gefroren.
Wir machen noch einen Übernachtungsstopp in Staraya Ladoga, einem ganz kleinen Örtchen am Ufer des Flüsschens Wolchow nahe dem Lagodasee gelegen, mit sehenswertem Kloster, Kirche und einem Fort. Es gibt auch noch eine kleine Besichtigungstour im Fort, die die Bedeutung der Lage dieses kleinen Ortes in der Vergangenheit deutlich macht. Danach geht es auf die letzte Etappe nach Sankt Petersburg.
Wenn man auf Sankt Petersburg zufährt, wird man von einer endlosen Hochaussiedlung empfangen. Es werden Wohnungen gebaut ohne Ende. Rund 5 (inoffiziell 7) Millionen Einwohner wollen schließlich irgendwo wohnen und viele junge Menschen aus den Dörfern im Norden suchen ihr Glück in der Metropole. Schon gut 100/150 Kilometer vor der Stadt sieht man eine Veränderung. Orte werden „neuer“, es wird gebaut und auch die Landschaft verändert sich. Es werden Felder bestellt, es gibt sichtbar Ackerbau und Viehzucht und nicht mehr nur Wald.
Wir sondern uns für eine Nacht ab und suchen uns einen Stellplatz in der Stadt. Für den Nachmittag und den nächsten Tag sind jeweils Programme geplant, die hundeuntauglich sind und so müssen wir zwischendurch uns Zeit nehmen, Paula zu bespaßen. Da macht es keinen Sinn, wie der Rest der Gruppe weit außerhalb auf einem Campingplatz zu stehen.
Wir entdecken die Taxi-App Yandex und werden zu begeisterten Taxinutzern. Man gibt auf der App nur an, wohin man fahren möchte und die App sagt einem, wie lange die Fahrt dauert und was sie kostet. Letzteres richtet sich danach mit welchem Fahrzeug man fahren möchte, es gibt diverse Varianten von einfach bis luxuriös. Wir entscheiden uns stets für die zweite Kategorie „Comfort“. Die App zeigt an, um was für ein Fahrzeug es sich handelt, Model, Farbe und Kennzeichen, wo es steht und wann es da ist. Von der Bestellung bis zur Ankunft des Taxis liegen keine fünf Minuten und so sind wir für rund vier Euro schnell zurück am rund fünf Kilometer entfernten Wohnmobil. Denn eines haben wir gleich am ersten Tag festgestellt: St.P. ist riesig in der Fläche. Zum ersten Treffen sind wir zu Fuß gegangen und hatten uns sowohl zeitlich als auch entfernungstechnisch ziemlich verschätzt.
Gemeinsam machen wir eine Stadtrundfahrt, besichtigen die Aurora, ein altes Kriegsschiff und haben die Isaakskathedrale fast für uns alleine „Dank“ Corona. Am späten Nachmittag besuchen wir noch ein Cafe, ein Sozialprojekt finanziert aus Privatspenden, das Rentnern kostenlos ein Mittagessen stellt. 400 Essen werden hier täglich ausgegeben und ein zweites Lokal dierser Art mit Platz für 1000 Gäste täglich ist im Bau.
Mehr geht nicht in so kurzer Zeit. Für die Gruppe ist hier der letzte gemeinsame Tag und so gibt es am Abend noch ein gemeinsames Abendessen. Damit wir nicht wieder den ganzen Weg in die Stadt zurück fahren müssen, nehmen wir unser „Haus“ mit und kämpfen uns knapp zwei Stunden für 12 Kilometer durch den Feierabendverkehr. In letzter Minute kommen wir an, denn um 19 Uhr soll uns ein Kleinbus zum Restaurant bringen. Etwas hektisch alles aber dafür werden wir mit einem ausgezeichneten Abendessen verwöhnt.
Am nächsten Morgen regnet es und so stehen wir im Nassen und verabschieden uns von unseren Reisekollegen, die sich auf den Weg zur Grenze nach Estland machen. Wir haben ein paar Tüten gepackt und geben sie Kai mit. Kai kommt aus Husum, hat in seinem LKW noch reichlich Platz und nimmt unsere Schneeketten, Winterstiefel und dicken Jacken mit zu sich nach Hause. Auf diese Weise werden wir um rund 100 Kilo leichter, mal ganz abgesehen vom Platz den wir gewinnen.
Für Herbert und mich heißt es ab jetzt, wieder alleine unterwegs zu sein. Von nun an wird die Erlebnisdichte nicht mehr so groß sein, wir werden uns für alles wieder mehr Zeit lassen.