Vilhelmina - Särna

Wir wollen von Vilhelmina weiter nach Särna fahren. Wir haben von „Womobleben“ den Tipp bekommen, dass dort vom 28.2. bis 4.3. die Weltmeisterschaft im Long-Distance Schlittenhunderennen stattfindet. Das klingt spannend und wollen wir uns nicht entgehen lassen. Särna liegt im mittelschwedischen Hinterland rund 100 Kilometer vor der norwegischen Grenze.

Der Blick auf unsere Gasreserven macht uns jedoch unsicher, wie lange es wohl noch zum Heizen reicht. Die nächstgelegenen LPG-Tankstellen, die man auf myLPG.se wunderbar recherchieren kann, liegen nicht gerade auf dem Weg. In Östersund soll es eine Möglichkeit geben, deutsche Gasflaschen zu tauschen. Das wäre auch eine Option für uns und so steuern wir Östersund an. Den Versuch, auch diesen Weg über kleine Nebenstraßen zu fahren, müssen wir nach 20 Kilometern aufgeben, weil die Straße dann leider nicht mehr geräumt ist. Es geht zurück nach Vilhelmina und weiter auf der E45 Richtung Östersund.

Vemdalens Kyrka

Diese Holzkirche von 1763 erinnert uns an unsere Fahrt durch Karelien. Sie ist verschlossen, doch der Schlüssel zum Eingang hängt gleich neben der Tür.

Wir sind erst spät losgekommen und das Hin und Her wegen der gesperrten Straße hat uns Zeit gekostet, so dass wir nach rund 100 Kilometern bei Hotingen schon wieder von der Hauptroute abbiegen und uns über kleine Straßen ins Abseits schlängeln. Wir sind wählerisch mit unserem Plätzchen für die Nacht und schlagen zwei Möglichkeiten aus, weil sie uns noch nicht so ganz optimal erscheinen. Bei dieser wunderschönen Natur, die auf jedem Kilometer zu sehen ist, sind Umwege ja keine Strafe und so werden wir nach rund 20 Kilometern - mit einem extra für uns mitten im Wald auf einer gerodeten Fläche frei geschobenen Plätzchen - belohnt.

 Am nächsten Morgen führt es uns für ein paar Kilometer wieder zurück auf die E45, bevor wir sie kurz hinter Strömsund wieder verlassen, um die 339 und die 340 nach Östersund zu nehmen. Man muss sich das so vorstellen, dass wir hier lieber auf „Landstraßen“, als auf „Bundesstraßen“ fahren. Autobahnen gibt es erst ab Uppsala wieder. „Bundesstraßen“ sind durchgängig zweispurig und haben für kritische Bereiche auch schon mal wechselseitig eine dritte Spur für Überholer. „Landstraßen“ sind auch zweispurig, aber oft etwas enger und wenn sie noch eine Nummer kleiner werden, dann gibt es entlang der Strecken immer Ausweichbuchten, falls sich doch mal zwei Dickschiffe begegnen oder man den nachfolgenden Verkehr vorbei lassen möchte.

Auf diesem Streckenabschnitt werden wir mit einem Elch und einem Fuchs, beide kreuzen die Straße, belohnt. Der Elch war überraschend flott unterwegs, hielten wir ihn doch eher für behäbig. Der Fuchs kreuzte die Straße mitten in einem kleinen Dorf, was auch ein wenig überraschte. Wir fahren bis nach Laxjö, dort entdecken wir eine Kirche direkt am See und erhoffen uns damit ein ruhiges freies Plätzchen. Der Parkplatz wird gerade frisch geräumt und so frage ich den Herrn auf seinem kleinen Trecker, ob es ok ist, wenn wir uns für eine Nacht hier hinstellen würden. Es sei kein Problem und so suchen wir uns auf diesem leicht abschüssigen Platz eine halbwegs gerade Fläche.

 Die Sonne scheint und auf dem See dreht eine Familie mit ihrem Snowmobil und den Kindern auf Schlitten im Schlepptau ihre Runden. Wir schnappen uns Paula und genießen ebenfalls das herrliche Wetter.

 In Östersund am nächsten Tag angekommen, müssen wir leider feststellen, dass der Händler keine Alugasflaschen hat. Eine Stahlflasche zu kaufen macht für uns auch nicht so richtig Sinn und wir überlegen, dann doch lieber den Umweg über die Küste in Kauf zu nehmen. Bevor wir Östersund wieder verlassen, recherchiere ich im Internet eine kleine Bäckerei und wir decken uns mit frischem Kastenvollkornbrot und Gebäck für die nächsten Tage ein. Bäckereien von dieser Qualität kann man vermutlich an beiden Händen für ganz Schweden abzählen. Vielleicht etwas übertrieben, aber die Richtung stimmt.

 Zurück auf der E45 versuche ich die Öffnungszeiten der Gastankstellen herauszubekommen und wir stellen fest, dass wir uns den Umweg sparen können. Wir haben vergessen, dass es Freitagnachmittag ist und die beiden Gastankstellen erst Montag wieder öffnen. Ok, dann soll es wohl so sein und wir beschließen ohne Gas zu tanken, nach Särna zu fahren. Es ist ja auch nicht mehr so kalt, so dass wir vielleicht gar nicht so viel Gas verbrauchen. Nachts hat es ca. minus zehn Grad und tagsüber in der Sonne um die Null Grad.

 Schnell verlassen wir daher auch wieder die E45. Ich habe auf der Karte eine Alternativroute ab Asarna über die 316, 315 und 311 ausgemacht. Ohne es vorher zu wissen, landen wir in Skigebieten mit Ferienhäusern und Hotelanlagen. Alles ist hier ausgesprochen weitläufig. Irgendwann suchen wir uns wieder ein ruhiges Plätzchen für die Nacht und setzen am nächsten Tag unsere Fahrt fort. Mehr als 150 Kilometer möchten wir am Tag nicht fahren, da wir nur 40 bis 50 Kilometer im Schnitt schaffen. Das wäre auf der E45 anders, da kämen wir auf ca. 60 Kilometer im Schnitt, aber wir geben Einsamkeit und Schönheit der Schnelligkeit den Vorzug.

 Der Weg nach Särna führt uns durch eine herrliche sanft hügelige, winterweiße Landschaft. Wenige Orte, viel Natur. Wir machen Pause und wandern auf den Spuren der Snowmobile zu einem See. Überall liegen versteckt im Wald Häuser, die jetzt im Winter nur zu Fuß oder eben mit dem Snowmobil zu erreichen sind. Eine Familie kommt uns entgegen, Gepäck und Kinder werden im Anhänger vom Wochenendhaus zurück zur Straße zum Auto gefahren. Man merkt, dass wir im mittleren Schweden angekommen sind und die Bevölkerungsdichte langsam zunimmt.  Ansonsten herrscht Stille und weiße Weite im Überfluss.

 Die 311 ist eine etwas schmalere Straße, was ein deutsches Wohnmobil, ein Sprinter mit Aufbau von Wochner, zu spüren bekommen hat. Jede Straße hier im Norden ist im Winter mit Stöcken rechts und links abgesteckt. Durch den vielen Schnee lässt sich nicht immer klar ausmachen, wo hört rechts und  links der geteerte Bereich auf und wie sieht es daneben aus. Der Sprinterfahrer scheint für Gegenverkehr an die Seite gefahren zu sein und ist dabei mit der Beifahrerseite  in einen Graben abgesackt. Weder Allrad noch Ketten haben ihm geholfen sich aus dieser misslichen Lage zu befreien. Wir bieten unsere Hilfe an, auch wenn wir bezweifeln, dass wir genug Grip auf der Schneedecke haben, um ihn wirklich aus dem Graben zu bekommen. Um so größer ist die Erleichterung bei dem Ehepaar als wir es tatsächlich schaffen, ihn zurück auf die Straße zu ziehen. Herbert hat die mittlere und die hintere Differentialsperre gesetzt und ist im Kriechgang rückwärts gefahren. Als dann der Sprinterfahrer seine Nervosität überwunden und auch die Handbremse gelöst hatte, lies sich der Wagen zurück auf die Fahrbahn ziehen. Das war tatsächlich unser erstes Bergemanöver, schön, dass wir auch mal helfen konnten. Auch hier konnte der Pannendienst wieder abbestellt werden. Wir sind sehr zufrieden mit unseren Winterreifen, die uns auf dieser Tour hervorragende Dienste geleistet haben. Egal wieviel Eis oder Schnee auf der Straße lag, wir konnten sicher fahren, bei Bedarf abbremsen, sind selten ins Rutschen gekommen.

 Wir tauschen uns noch kurz eine Runde über die gegenseitigen Ziele aus und dann geht es auch schon wieder weiter. 

Die Bergeaktion habe ich vergessen zu fotografieren, wie so oft, wenn es spannend wird.