Erste Polarlichter

Totenstill ist es an unserem heutigen Übernachtungsplätzchen gewesen. Mag einerseits an der ruhigen Nachbarschaft liegen, wir stehen auf dem Parkplatz eines Friedhofs, aber auch an der Windstille. Kein Lüftchen bringt die Bäume über uns in Wallung oder trägt Geräusche des nahen Städtchens zu uns herüber. So haben wir eine geruhsame Nacht verbracht, unsere erste in Finnland.

 

Gestern sind wir nach Finnland eingereist. Nachdem wir vorgestern in Gällivare beim Tierarzt waren und Paula die nötige Wurmkur verpasst bekommen hat. Natürlich hat sie die Tabletten im Beisein der Arzthelferin nicht ohne weiteres geschluckt und das bereitgestellte Futter herausgepickt. So hat Herbert aus dem Kühlschrank die Dose Leberwurst geholt und fluppdiwupp ein Schluck und die Wurmkur ward von Paula inhaliert. Typisch. Datum und Uhrzeit wurden im Impfpass vermerkt, 40 € wechselten den Besitzer und Paula war ordnungsgemäß für einen Grenzübertritt vorbereitet. Vorher gab es noch Unstimmigkeiten wegen ihrer Tollwutimpfung, keiner in der Praxis kannte den Impfstoff. Man hat das alles schon recht genau genommen, so wurde auch der Chip kontrolliert und mit dem Impfpass abgeglichen. Es wurde telefoniert und im Internet recherchiert. Letztlich war alles ok und wir konnten von dannen ziehen. Wir müssen nun 24 Stunden abwarten und haben maximal 120 Stunden (5 Tage) Zeit, die Grenze zu überqueren, so lange berechtigt die Verabreichung der Wurmkur zum Grenzübertritt.  

 

Wir schlendern noch eine Runde durch den eher weniger schönen Ort, allerdings ist es kalt und zugig. Keine gute Kombination: kalt, zugig und hässlich, ergo verlassen wir die Stadt und machen uns auf den Weg Richtung Pajala. Ich studiere derweil das Internet und prüfe, was wir erledigen müssen, um Corona-Regelkonform die Grenze zu passieren, während Herbert fährt. Wir sind beide geboostert, das erleichtert so einiges, allerdings möchte man an der Grenze einen aktuellen negativen Testnachweis, nicht älter als 24 Stunden, sehen. Kein Problem. Wir hatten den Tipp bekommen, ausreichend Selbsttests einzupacken und dann via www.covidonlinetest jederzeit einen Videotest machen zu können. Herbert meinte jedoch, abwarten, schließlich haben die Schweden bei der Einreise auch nichts sehen wollen. Den Test können wir auch noch vor Ort machen. Tatsächlich ist der Grenzübergang niedlich und liegt einsam und verlassen hinter einer schmalen Brücke, die über den Grenzfluss führt. Die Telekom macht uns per sms darauf aufmerksam, dass wir nun in Finnland sind, mehr passiert aber auch nicht.

 

Ich muss jetzt aber Rückwärts erzählen. Die letzte Nacht hatten wir einen super Stellplatz auf einem Berg. Wie immer ging es Kilometer für Kilometer durch den Wald, gleichzeitig auch sanft aufwärts. Es gibt hier nicht wirklich Berge, nennen wir sie mal eher Hügel. Oben auf dem vor uns liegenden Hügel standen zwei Windräder. Davon haben wir hier noch nicht sehr viele gesehen. Auf der Anhöhe angekommen gab es eine Kreuzung und der Abzweig nach rechts ging in den Wald hinein ins Nirgendwo. Es stellte sich heraus, dass es die Zufahrt für die Windräder war. Der viele zusammengeschobene Schnee muss ja auch immer irgendwo hin und so ergibt es sich wie hier manchmal, dass die Schneemobile den Schnee so weit in die Seite schieben, dass auch noch genug Platz für uns als Stellplatz bleibt, ohne den Verkehr zu behindern. Also Verkehr ist gut gesagt, ein Auto und ein Schneemobil sind am nächsten Morgen an uns vorbei gefahren, ansonsten absolute Ruhe.

Outdoorküche

 

Es gibt Kaspressknödel mit Rahmporree

Das Gute an dem Plätzchen war die absolute Dunkelheit. Keinerlei Lichtverschmutzung und ein Sternenhimmel der seinesgleichen sucht, ein Traum. Gegen 20 Uhr gab meine Aurora App mir ein Zeichen, dass in der nächsten Stunde mit Nordlichtern zu rechnen sei, vorausgesetzt die Bewölkung spielt mit. Wir haben uns warm angezogen und sind raus in die Finsternis. Bisher waren nur ein paar Wolken aufgezogen, noch nicht viel, denn für die Nacht war Schneefall angekündigt. Gut eine Stunde sind wir umhergegangen und haben den Himmel bestaunt. Wir wussten ja nicht, worauf wir eigentlich achten müssen, doch es war sehr beeindruckend, was sich da nach und nach am Himmelszelt abgespielt hat. Wir waren begeistert! Irgendwann war uns aber doch zu kalt und wir sind rein ins Warme, außerdem hatten wir den Eindruck, dass das Schauspiel der Natur sich langsam verzieht. Ich werde morgen unsere Klamotten umpacken. Unsere warmen Anzüge aus Russland hervorkramen und all die Jacken, die hier eh nicht gebraucht werden, kommen unter die Sitzbank. Das Polarjagdfieber hat uns gepackt.


Unsere ersten Polarlichter

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