Lagerfeuer
Raus aus der Stadt, rein in die Natur. Heute Nacht haben wir mitten im Wald übernachtet. Gar nicht so leicht in einer Winterlandschaft ein Plätzchen für sieben, nicht gerade zierliche, Wohnmobile zu finden. Die Straßen werden vom Winterdienst regelmäßig frei geschoben, was zu hohen Schneebergen an den Straßenrändern führt. Ist die Schneewand ebenfalls frei geschoben, kann es nur ein Weg zu einem Dorf oder zu einem Friedhof sein. Das gleiche Problem habe ich, wenn ich mit Paula spazieren gehen will. Entweder ich gehe auf der Straße oder ich versinke im Tiefschnee bis zu den Knien und habe keine Ahnung, wo der nächste Graben ist. Einzige Ausnahme ist, wenn mir ein Motorschlitten den Weg geebnet hat und ich in dessen Spur laufen kann.
Nun, einer der beiden russischen Guides fährt ständig unsere Route am Vortag ab und macht die Strecke und den Stellplatz klar. Für heute hat er tatsächlich einen halbwegs freien Weg in den Wald gefunden, der auf einer kleinen Lichtung endete. Wir parken dicht an dicht und ein jeder springt beglückt aus seinem Auto. Irgendjemand spricht das Zauberwort „Lagerfeuer“ aus und schon eilen die Kerle zu ihren Autos. Bewaffnet mit Akkumotorsägen, Axt und Handsäge müssen drei kleinere Birken dran glauben. Es wird gesägt, zerteilt, zerhackt, dass ich den Eindruck habe, wir wollten hier überwintern. Das Feuer in Gang zu bringen benötigt so ziemlich einiges an Geschick und nicht zuletzt an Diesel. Doch irgendwann ist es vollbracht und es steigt nicht nur stinkender Qualm auf, sondern warme Flammen erleuchten unser Plätzchen. Dr. August, Baileys und heimischer Obstbrand machen die Runde. Wenn das mal kein böses Ende nimmt.
Abendessen wäre keine schlechte Idee, doch keiner mag ins Auto gehen und kochen, denn dann wäre die Stimmung hin. Das scheint unsere Reiseleitung auch gedacht zu haben und unser Guide ist zwischendurch schnell ins nächste Dorf gefahren und hat Würstchen besorgt. Stöcke werden angespitzt und alle sind begeistert wie kleine Kinder dabei und halten ihre Wurststückchen in die Glut. Stühle werden ausgepackt und mit Fellen ausgelegt. Von vorne wärmt das Feuer, eingekuschelt ins Fell, den Rest erledigt Dr. August.
Nachdem auch das letzte Holzscheit im Feuer liegt und niedergebrannt ist verschwindet ein jeder zufrieden in seine Koje. Ein entspannter, herrlicher Abend am Lagerfeuer und das bei Minustemperaturen, damit hatte ich nicht gerechnet.