Erste Schritte in Finnland
Mich beeindruckt, wie genau so eine Fähre ist. Pünktlich um 9 Uhr finnische Ortszeit legt der Kapitän sein Metallmonster zentimetergenau an. Die Überfahrt verlief reibungslos, wenngleich mir gelegentlich etwas schwummerig war, da der Koloss zeitweise ganz schön am Schwanken war. Dagegen hilft nur eins: essen, essen und nochmals essen. Auf die Buchung des Finnlines Gourmetpaket hatten wir verzichtet und uns mit ausreichend Proviant für einen Seetag eingedeckt. Insgesamt dauert die Überfahrt rund dreißig Stunden, wobei man die meiste Zeit verschläft.
Anders als auf der Überfahrt von Patras nach Venedig im vergangenen Jahr, nehmen es die Finnen mit der Einhaltung der Spielregeln für die Hunde ziemlich genau und so dürfen wir uns mit Paula ausschließlich auf einem Deck und in unserer Kajüte bewegen. Der Auslauf für die Vierbeiner ist ziemlich mau und die Möglichkeiten, sich irgendwo mit Hund hinzusetzen sind gleich null. Ergo verbringen wir die Zeit in unserer Bettenkammer oder gut eingemummelt auf dem Hundedeck.
Helsinki empfängt uns mit Sonnenschein. Der Fähranleger gleicht ebenso wie der in Travemünde eher der Zufahrt zu einer Autobahn und ruckzuck sind die wenigen Fahrzeuge, die sich auf dem Schiff befinden runter und verteilen sich in alle Winde. Den Apps sei Dank, steuern wir einen Wanderparkplatz in rund zehn Kilometer Entfernung an. Jetzt heißt es erst einmal frischen Tee kochen und frühstücken. Im Anschluss geht es raus auf eine kleine Wanderung.
Der Zufall hat uns gleich am ersten Tag in einen kleinen Naturpark geführt. Die Wanderwege sind so hervorragend ausgeschildert und in Schuss, dass man sich nicht verlaufen kann. Immer wieder stoßen wir auf „kleine“ Picknick-Anlagen. Picknick scheint hier schwer beliebt zu sein und so besteht eine Picknick- Einrichtung nicht nur aus Sitzbänken und Tischen, sondern es gibt darüber hinaus noch eine Feuerstelle mit Grillrost. Für das nötige Feuerholz ist ebenfalls gesorgt, eine kleine Überdachung schützt das Holz vor Feuchtigkeit, davor ein Sägebock und ein Holzklotz zum Hacken. Da kaum ein Wanderer eine Säge oder eine Axt im Gepäck hat, liegt natürlich alles bereit. Dazu noch ein paar Blecheimer und altes Zeitungspapier zum Anfeuern. Ok, das Zündholz und evtl. Grillgut muss nun doch aus dem eigenen Rucksack kommen. Wer länger von daheim fort ist, wandert und rastet, der hat vielleicht auch noch andere Bedürfnisse aber auch das ist hier kein Problem, denn zu einer Picknickanlage gehört selbstverständlich auch ein kleines Häuschen mit einer Trockentoilette.
Der erste Picknickplatz ist knapp einen Kilometer vom Parkplatz entfernt und nicht nur behindertengerecht erreichbar, sondern auch noch komplett rollstuhlgerecht eingerichtet. Sowohl das WC als auch das Häuschen fürs Feuerholz sind mit einer Rampe versehen. UND: Alles heile und sauber, keine Kippen oder Glasscherben. Überhaupt, Müll haben wir auf unserer ganzen Wanderung keinen gesehen. Ausnahmen: ein Kindersöckchen und einzelne Handschuhe.
Überhaupt einzelne Handschuhe scheinen sehr gerne verloren zu gehen. Immer wieder begegnen sie mir und ich frage mich, wo wohl das passende Pendant dazu schlummert und auf eine Zusammenführung wartet. Welche Geschichten könnten sie erzählen? Was sind es für Menschen deren Hände sie einst gewärmt haben? ....