Unterwegs mit Herbuli

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Wir werden langsamer

Es geht weiter Richtung Norden, wir schlendern noch durch Örnsköldsvik, bewundern die ausgefallene Architektur und die Skisprungschanzen, die gefühlt mitten in der Stadt enden. Umeå lassen wir rechts liegen und fahren zum Storforsens Naturreservat, wo es den größten und ungebändigtsten Wasserfall des Nordens geben soll. Auf dem Weg dahin stellen wir fest, dass es nicht immer einfach ist, einen Stellplatz für die Nacht zu finden, da viele Park- und Wanderparkplätze, die wir bevorzugt ansteuern, nicht geräumt sind. Bei den Schneemassen hier oben und ohne jemanden in der Nähe, der uns ggf. helfen könnte, falls wir uns fest fahren, macht es keinen Sinn, dass wir uns selber einen Weg bahnen, zumindest nicht im Dunkeln.

 

Im Naturreservat angekommen, stehen auf dem riesigen Parkplatz nur eine Handvoll PKWs. Wir sind „spät“, es ist schon 14:30 Uhr, schnell schieben wir uns noch eine Stulle zwischen die Kiemen und machen uns auf den Weg, bevor es zu dunkel ist. Im Sommer muss hier der Bär los sein. Zwei große Parkplätze sind auf google Maps zu sehen und dazu jede Menge Busse, mit denen die Touristen hergekarrt werden. In diesem Augenblick sind wir gefühlt ganz alleine auf den Holzstegen, die sich durch das Areal schlängeln, unterwegs.

 

Der Wasserfall - oder besser die Stromschnellen - beeindrucken nicht durch ihre Fallhöhe, sondern durch die gewaltigen Wassermassen, die hier sich tosend ihren Weg bahnen. Jetzt im Winter kommen noch die bizarren Eisformationen dazu.  Bis in die 80er Jahre hinein wurde das Holz auf diesem Weg aus den Wäldern entlang des Pit-Flusses geflösst. Im Sommer kann man (angeblich, mir wäre es bestimmt zu kalt) in kleinen Becken, die sich an der Seiten gebildet haben, baden und überall in dem Gebiet sind kleine Picknickbereiche eingerichtet mit Bänken und Feuer- bzw. Grillstellen. Für Deutsche beeindruckend, dass es auch eine Zuwegung zu den Stromschnellen mit Grillplatz für Rollstuhlfahrer gibt. Aber, dass war mir ja schon vor zwei Jahren in Finnland und nun hier auch wieder aufgefallen, das es überall Einrichtungen für Rollstuhlfahrer gibt. Gefühlt ist jedes WC-Häuschen im Wald  Rollstuhl gerecht eingerichtet, zumindest dort, wo auch der Wanderweg für Rollstuhlfahrer geeignet ist.

 


Anderthalb Stunden erkunden wir das Gebiet und stapfen noch eine Runde durch den Wald, dann sind wir zurück auf dem Parkplatz, den wir nun für uns ganz alleine haben. Die Ruhe der Nacht wird irgendwann vom Rauschen des Wassers untermalt, der Wind scheint gedreht zu haben und nun die Geräuschkulisse zu uns zu tragen und gegen drei meint eine Gruppe junger Männer grölend und Feuerwerkskörper knallend den Stromschnellen einen nächtlichen Besuch abstatten zu müssen. Ansonsten haben wir hervorragend geschlafen.

 Für den Morgenspaziergang haben wir das Gelände für uns ganz alleine und Herbert möchte die Drohne ausprobieren. Doch so ganz richtig klappt der Versuch noch nicht und die Sorge, das kleine Teil in den Stromschnellen zu verlieren lässt uns den Versuch abbrechen. Wir sollten besser auf einfacherem Terrain üben.