Unterwegs mit Herbuli

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Alta - Skjervøy - Tromsø

Stau in Norwegen. Wir haben Alta verlassen und wollen nach Skjervøy. Seit einer Stunde stehen wir auf der E6 in einem Stau und warten darauf, dass die Straße wieder freigegeben wird. Die E6 ist die Küstenstraße hier in Norwegen und schlängelt sich immer schön am Wasser entlang. Hinter jeder Kurve beeindruckt uns die Aussicht aufs Neue, obwohl oder vielleicht weil das Wetter heute nur so semi-schön ist. Es ist sehr stürmisch. Die Nacht hatten wir uns ein windgeschütztes Plätzchen gesucht damit uns die Böen nicht dauernd wecken. Wolken und Sonne wechseln sich ab.  Der Kontrast zwischen weißen Bergen, mal grauem, mal blauem Himmel und dazwischen das Meer, das regelrecht schwarz daher kommt, dann plötzlich sind die Berge wieder in Wolken gehüllt, all das fasziniert.

 

Der Stau war mit Ansage. Der Sturm von gestern hat die Nacht noch angedauert und zu einigen Lawinenabgängen entlang der E6 geführt. Nun gilt es abzuwarten, bis die Straße wieder geräumt ist. Im Netz steht, dass dies bis ca. 14 Uhr dauern könne, es ist im Augenblick kurz vor eins. Zeit, meine Texte zu schreiben und Fotos zu sortieren.

Auf der Seite www.vegvesen.no kann man recherchieren, ob irgendwelche Straßen gesperrt sind. Die Seite ist extrem aktuell, was auch immer auf Norwegens Straßen passiert, von wann bis wann aus welchem Grund Straßen oder Tunnel gesperrt sind, Fähren nicht fahren oder ein Bereich nur in Kolonne befahren werden kann, man erfährt es auf dieser Seite. Jede Kommune hat Mitarbeiter, die die Straßen ihres Gebietes abfahren und Meldung erstatten. Die Räumdienste sind hier mega auf Zack. Bei Baustellen wird genau beschrieben, was alles repariert werden soll, in welchem Zeitraum und welche Firma damit beauftragt ist. So haben wir von diesem Stau erfahren und wissen auch schon, dass die Zufahrt durch den Tunnel auf die Insel Skjervøy nur zu bestimmten Zeiten im Konvoi möglich ist.

Den Tag in Alta haben wir damit verbracht, Wäsche in der Marina zu waschen und zu trocknen und mal wieder ausgiebig heiß zu duschen. Wir waren in der Stadt, sind durch die kleine Fußgängerzone geschlendert und haben einige Zeit in der Nordlichtkathedrale verbracht. Im Untergeschoss der Kirche ist eine kleine aber eindrucksvolle Ausstellung rund um die Entstehung und Forschung von Nordlichtern eingerichtet. Die Kirche selber hatten wir ganz für uns allein und im Eingangsbereich konnte man Tee, Café und frisch gebackene Waffeln in gemütlicher Atmosphäre genießen. Alles strahlt so eine angenehme Wärme und Ruhe aus, zum Wohlfühlen. Auch die wenigen Geschäfte und Bars in der Fußgängerzone waren auffallend behaglich gestaltet. Die Masse an Geschäften war jedoch in einer Mall untergebracht, hier kann man im Warmen ohne Wind und Schnee shoppen. Doch alles was mich interessiert ist Brot. Ich bin auf der Suche nach einem Brot, das nicht nur die Konsistenz eines labberigen Toastbrotes hat. Keine leichte Sache. Der Supermarkt in der Mall ist auffallend gut sortiert, nur Brot gibt es keines. Laut google maps gibt es in Alta einen (!) Bäcker. Wir machen uns auf den Weg. Sechs Kilometer müssen wir fahren, um letztlich ein abgepacktes Brot zu erstehen, dass zumindest den Anschein erweckt, nicht nur Luft zu enthalten.

Brücke nach Skjervøy

 

Ich bin ein bisschen aus dem Takt gekommen, habe meinen Reiserhythmus verloren und muss mich ein wenig neu sortieren. Es hat mir so ausgesprochen gut in Lappland gefallen, dass ich so gar keine Lust auf städtisches Umfeld habe. In Skjervøy stehen wir direkt am Hafen, eigentlich ein richtig schöner Platz mit herrlicher Aussicht, aber direkt hinter uns geht die „einzige“ Hauptstraße dieses Städtchens entlang und gefühlt fährt jedes Fahrzeug durch unser Schlafzimmer. Was früher einmal Fischerdörfer waren, sind heute Fischerstädte mit Fischverarbeitungsindustrie sowie der dafür erforderlichen Infrastruktur und Logistik. Nach zwei Stunden Abendrunde und zwei Stunden Morgenrunde haben wir so ziemlich jede Straße dieses Ortes abgelaufen und beschließen weiter zu fahren. Ohne Schnee mag es weitaus mehr Wandermöglichkeiten auf dieser Insel geben aber ohne Schneeschuhe geht da nichts und auch für Paula wäre der Tiefschnee zu anstrengend.

Stellplatz am Hafen von Skjervøy

 

Inzwischen ist auch schon der 7. Februar und wir müssen unser Zeitkontingent neu aufteilen. Von unserer Reise mit Hurtigruten in 2015 haben wir Tromsø in Erinnerung und wollten unbedingt dort nochmal hin. Außerdem standen seither die Lofoten auf unserer gedanklichen Liste und so entscheiden wir, die verbleibende Zeit auf Letztere zu konzentrieren.

Skjervøy

Blick auf Skjervøy

 

In Tromsø angekommen, navigiere ich uns zu einem ausgesprochen schönen Plätzchen mit Blick über die ganze Stadt. Wir stehen auf einem der Parkplätze eines kleinen Skigebietes oberhalb der Stadt. Nachdem um 20 Uhr die letzten Kinder von ihren Eltern vom nachmittäglichen Skivergnügen abgeholt worden oder mit dem Stadtbus nach Hause gefahren sind, drehen die Pistenraupen eine abschließende Runde. Um 21 Uhr gehen die Flutlichter aus und es herrscht absolute Ruhe. Hier oben können wir ausgiebige Runden mit Paula drehen, sodass wir sie am nächsten Tag beim Stadtbummel im Wohnmobil lassen können.

Blick auf Tromsø

Morgenrunde

 

Die vielen Souveniergeschäfte machen mir klar, was normalerweise ohne Corona hier los wäre. Wir besuchen das Museum Polaris und gehen zur Abwechslung mal essen. Die Parkzeit lässt sich bequem via App verlängern, die Stunde 4€ ist nicht gerade ein Schnapper, aber sie lässt sich genauso einfach wieder beenden, als wir zurück am Auto sind. Im letzten Licht verlassen wir Tromsø und machen uns auf den Weg Richtung Lofoten.

 

Beim Verlassen der Stadt lernen wir einen Teil der Verkehrsunterwelt kennen. Gefühlt ist der gesamte Verkehr in Tromsø unter die Stadt verlegt worden. Ampeln und Kreisverkehr regeln die Fahrzeugströme auch unter Tage. Beeindruckend. Zu Fuß hatten wir nur die „Altstadt“ erkundet, nun aber sehen wir das wahre Ausmaß dieser Stadt mit all seinen Malls und Einkaufszentren und immer wieder Wasser.

Es dauert gut anderthalb Stunden bis wir ein Plätzchen für die Nacht finden. Die eingezeichneten Parkplätze oder Picknickplätze sind nicht zugänglich, sondern von den Räumfahrzeugen zugeschoben, da hilft auch Allrad nicht. Geht es rechts oder links dann doch mal rein, kann man gewiss sein, auf einem Privatgrundstück zu landen. Findet man am Ende einer geräumten Straße noch ein freies Stück, kann es passieren, dass man per Hupe geweckt wird, weil man einen Wendeplatz zugestellt hat. Der Schnee macht die Stellplatzsuche unter Umständen etwas schwieriger.

Irgendwann finden wir einen geräumten Parkplatz und suchen uns eine Möglichkeit, halbwegs grade zu stehen. Kurze Zeit später parkt ein finnisches Wohnmobil vor uns und am frühen Morgen wecken uns Motorengeräusche dicht neben uns. Der Platz ist halt auch Bushaltestelle. Macht nichts, heute ist eh Fahrtag, wir wollen weiter Richtung Lofoten.